Vlado Žabot
Vlado Žabot: Der heilige Kampf
Translation
Ann Catrin Bolton

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Ann Catrin Bolton
Ein ehemaliger Kriegsschauplatz. Die Geister der Gefallenen. Ein Forscher (der Doktorand Radovan), der sich fragt, ob der Krieg jemals tatsächlich zu Ende war. Werden Kriege wirklich von Helden geführt? Und was ist mit Mythologie und Überlieferungen? Um all diese Fragen dreht sich der vorliegende Roman, der auf etwas andere Weise vom Kreislauf der Welt und vom Heldentum erzählt.
Radovan Podolni konnte im Grunde nicht mit ausreichender Sicherheit begreifen, was an dem, das denn nun Radovan Podolni sein sollte, wirklich war und was nicht. Er musste sich nämlich eingestehen, dass vieles davon erfunden, vieles davon in ständiger Entstehung, in ständigem Vergehen von nicht Erkennbarem und nicht Fassbarem und wer weiß wo Zusammengesammeltem und irgendwie ständig Zusammengesetztem begriffen war. Abgesehen davon war er auch nicht in der Lage, sich über die Welt und die Gegenwart, die Vergangenheit und die Zukunft im Klaren zu sein. Schien es ihm doch, als brächten die Welt und die Zeit sich selbst hervor, vergingen in sich selbst, als dächten sich die Menschen so wie vor langer Zeit auch jetzt eher im Wahn, zerrissen und sich selbst unbekannt oder zu schwer, irgendwelche Zuflucht bietenden Sicherheiten aus – und als sähe es dabei auch für ihn nicht gut aus. Mit Hilfe des angesehenen Professor Dr. Below war es ihm schließlich dennoch irgendwie gelungen, sich davon zu überzeugen, dass er ein erfolgversprechender Doktorand der Geschichtswissenschaften war. Zwar ein etwas verspäteter Doktorand. Aber dennoch erfolgversprechend – worin man einen Sinn des Vergehens seiner Jahre sehen könnte. Natürlich musste er dabei sowohl vor Professor Below als auch vor anderen über sich selbst nach innen hin schweigen, auch über die Welt nach innen hin, und sorgfältig den Gedanken über gleichsam verfluchte Düsternisse und Nebel unter den Menschen und über tückische Verfolger verbergen, die in all jenem Nachinnenhin von jeher Mensch und Welt verfolgen. Ein wenig leichter fiel ihm das Nachdenken darüber, dass die Tage und Jahre, die gehen oder kommen, für sich genommen eben keinen Sinn haben. Dass ihnen der Mensch einen Sinn hinzufügt … Aber dazu musste er sich eingestehen, dass er sich in Wirklichkeit nicht einmal für seine Doktorarbeit selbst entschieden hatte. Doch das Wichtigste daran war nicht, dass sie ihm von seinem Mentor, Professor Dr. Below, empfohlen worden war – dieser hatte ihm schließlich zugleich dazu geraten, sich die Angelegenheit vor allem selbst gut zu überlegen und sich dann vor allem selbst zu entscheiden. Je mehr er jedoch darüber nachdachte, desto mehr schien es ihm, als habe ihn eine Art unverständliche Abfolge von Zufällen zu dieser Erfahrung bestimmt, auch zum Studium der Geschichte, und als habe ihm dieselbe Abfolge von Zufällen Professor Below als Doktorvater zugewiesen, als habe sich dadurch mit dem vor Jahren geschlossenen Friedensvertrag der Bürgerkrieg zwischen der Nationallegion und der Volksgarde gelegt und als sei es dadurch während des verkündeten Friedens erforderlich, auch auf Grundlage der dortigen benediktinischen Archive, die bis vor Kurzem noch als verschollen gegolten hatten, vertiefte historische Studien über ein paar nie wirklich erforschte Festungen des altrömischen Limes durchzuführen. Eigentlich war die Angelegenheit besonders aktuell geworden, da die derzeit in der Regierung vorherrschende gardistische Strömung mit der Begründung, nur heldenhafte, von heldenhaften Vorbildern inspirierte Menschen könnten die Grenze verteidigen, genau an den Standorten dieser uralten Festungen Gedenkplattformen errichten wollte, selbstverständlich für ihre eigenen, wie sie betonte, siegreichen gefallenen Helden.
Original title: Sveti boj
Edited by: Matej Krajnc
ISBN: 9789617217148
Pages: 320
Price: 21,00